Mit fünf Millionen monatlichen Nutzern zählt Lovoo zu den beliebtesten Kuppeldiensten – auch in Deutschland. Doch eventuell begegneten Nutzer auf der Flirtsuche nicht nur echten Menschen – das suggerieren E-Mails , die "c't" zugespielt wurden.
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Die Flirt- App Lovoo steht im Verdacht, mit Fake-Profilen um das Interesse ihrer Nutzer gebuhlt zu haben. Eine anonyme Quelle hat dem Fachmagazin "c't" Unterlagen zukommen lassen , die darauf hindeuten, dass es auf der Plattform seit ungefähr zwei Jahren speziell angelegte Profile geben könnte, die dazu dienen, Kunden zu Interaktionen auf Lovoo zu verleiten. Die Betreiber könnten sie in der Hoffnung eingesetzt haben, dass die Kunden innerhalb der App Geld ausgeben, etwa für eine kostenpflichtige VIP-Mitgliedschaft .
Das Datenpaket, das "c't" bekam, soll mehr als 50 Gigabyte groß sein, heißt es vom Magazin. Unter den Daten sollen sich angebliche E-Mails der Lovoo-Führung befinden. "C't" schreibt, dass die Authentizität der Dokumente "nicht bis ins Allerletzte geklärt" sei, man aber auch keine Hinweise auf Manipulationen entdeckt habe. Ein Lovoo-Anwalt habe das Magazin auf Nachfrage auf die Möglichkeit einer Fälschung des Datenpakets und der E-Mails hingewiesen.
So schützen Sie ihre Privatsphäre beim Surfen
Das Thema Fake-Profile war kürzlich bereits im Zusammenhang mit dem US-Seitensprungdienst Ashley Madison debattiert worden. Das Angebot war gehackt worden, beim Auswerten des im Internet veröffentlichten Datensatzes fanden sich Hinweise auf gefälschte Profile vor allem weiblicher Nutzerinnen.
Mit Test-Accounts auf Suche nach Flirtpartnern
Nach Angaben von Lovoo wird die für iOS und Android verfügbare App länderübergreifend monatlich von rund fünf Millionen Menschen genutzt. Anfang des Jahres hieß es, rund die Hälfte aller Lovoo-Nutzer komme aus Deutschland. Seinen Hauptsitz hat Lovoo in Dresden.
Um die von dem unbekannten Informanten erhobenen Vorwürfe zu überprüfen legte "c't" mehrere Test-Accounts auf der Flirt-Plattform an. Mit diesen haben die Redakteure versucht, die Behauptungen nachzuvollziehen, auf dem Portal werde mit manipulierten Accounts gearbeitet.
Tatsächlich seien die Redakteure bei ihren Versuchen auf Nutzerprofile gestoßen, die bis auf wenige Fotos leer waren, heißt es in ihrem Bericht. Auch seien ihre Accounts von flirtwilligen Lovoo-Nutzerinnen besucht und positiv bewertet worden. Versuche mit diesen Nutzerinnen per Chat in Kontakt zu treten, wären allerdings stets unbeantwortet geblieben.
Software-Paket "Promoter-Creator"
Die in dem Datenpaket enthaltenen E-Mails würden nahelegen, dass Lovoo mit erfundenen Profilen arbeitet, die automatisch aktiv werden und andere Nutzer positiv bewerten, heißt es in "c't" weiter. Außerdem sei in den Daten auch der Programmcode einer Software namens "Promoter-Creator" enthalten gewesen. Diese könnte verwendet worden sein, um Fake-Profile auf Lovoo zu erstellen, schreibt das Magazin.
Weitere Software, die in den "c't" zugespielten Daten enthalten war, könnte dazu genutzt werden, Profilfotos von Lovoo-Nutzern aus anderen Ländern sowie Profilfotos aus anderen Flirtportalen abzugreifen, heißt es weiter. Die Echtheit der genannten Softwarepakete konnte das Magazin aber nicht überprüfen. Ebenso wenig war es möglich, zu verifizieren, ob die fraglichen Programme tatsächlich auf den Servern von Lovoo zum Einsatz gekommen sind.
Lovoo äußert sich nur pauschal
"C't" schreibt, man habe Lovoo Auszüge aus dem erhaltenen Material vorgelegt, das Unternehmen habe aber bislang nicht konkret zu den Dokumenten Stellung genommen. Ein von Lovoo beauftragter Anwalt habe pauschal mitgeteilt, dass Lovoo aus den Fragen den Inhalt der Berichterstattung ableiten könne, diese aber falsch sei und jeder Grundlage entbehre.
In Folge der Anfrage sollen bei Lovoo diverse Profile von der Plattform verschwunden sein, schreibt "c't". Einige Profile, die zuvor an "c't"-Test-Accounts interessiert waren, seien ab dem 12. September nur noch als "Gelöschte Nutzer" angezeigt worden. Kurz darauf sollen die entsprechenden Profile komplett verschwunden sein.
Auf eine Anfrage von Spiegel Online antwortete Lovoo: "Die in der heutigen Ausgabe der 'c't' in einem Artikel aufgestellten Vorwürfe gegen die Kennenlern-App Lovoo beruhen auf zweifelhaften Dokumenten und Daten, die dem Magazin anonym zugespielt worden sind und dessen Authentizität die Autoren in ihrem Beitrag selbst anzweifeln. Die in dem Artikel genannten Vorwürfe weist Lovoo zurück."
Weiter heißt es: "Die in dem Artikel zitierten Passagen aus internen E-Mails – sofern authentisch – zu unseren Anti-Spam-Initiativen sind von den Autoren falsch verstanden und fahrlässig in einen anderen Zusammenhang gestellt worden." Nach eigener Aussage hatte Lovoo "c't" mehrfach angeboten, die entstandenen Fragen des Magazins in einem Pressegespräch zu beantworten. Außerdem habe man "c't" angeboten, "die technische Anti-Spam-Abteilung des Unternehmens zu besuchen und mit den dortigen Softwarespezialisten zu sprechen". Das Magazin habe dieses Angebot abgelehnt.
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